Alles hat ein Ende

Alles hat ein Ende

Alles begann 1602 mit einem Stiftungsbrief vom damaligen Erzherzog – ab 1619 Römisch-Deutscher Kaiser – Ferdinand II.

„Zur Behebung des Mangels an gelehrten Leuten, nachdem die Ketzerei zum großen Schaden der Seele gewütet, habe sich der Landesfürst entschlossen, ein ‚Kollegium‘ oder sogenannte ‚Bursa‘ für studierende Jünglinge aufzurichten und zu diesem Ende die beiden aneinander grenzenden Häuser des Jakob Schränkhl und des Salzburger Erzpriesters in der Färbergasse angekauft, deren erstgenanntes fortan aller Dienste und ‚Zinsungen‘ ledig sein sollte.“

Seit damals haben tausende junge Menschen diese Bildungsstätte besucht. Legionen von PädagogInnen haben versucht an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken und die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten und zum selbsttätigen Bildungserwerb zu erziehen (§ 2 SCHOG).

Es muss in all den Jahrhunderten viel Richtiges und Gutes im Ferdinandeum geschehen sein, da die Schule zu einer der beliebtesten Pflichtschulen bei den Eltern geworden ist. Schülermangel, wie ihn andere Schulen in Graz kennen, war kaum ein Thema. Und wenn das Interesse an der Schule zu sinken drohte, wurden Gegenmaßnahmen angedacht und auch umgesetzt, um die Attraktivität des Standortes wieder zu heben.

Das Ferdinandeum war in Graz immer Vorreiter für innovative Aktivitäten. So wurde hier die ersten Musikschwerpuntklassen installiert und 1985 die erste Musikhauptschule Österreichs durch Trennung der Schule gegründet. Diese „neue“ Schule war ein gewaltiger Erfolg und fand zahlreiche Nachahmer in ganz Österreich.

Allerdings ging dieser Erfolg auf die Kosten der Stammschule. Hier gingen die Schülerzahlen nach unten und eine Schließung der Schule stand zur Diskussion. Wiederum waren es enga-gierte LehrerInnen, nach Möglichkeiten suchten, ein Modell zu finden, den Standort für Eltern interessant zu machen.

So wurde 1992, zu einer Zeit, in der „Computer“, besonders in der Schullandschaft, noch eine absolute Rarität waren, der Pflichtgegenstand „Informatik“ für alle SchülerInnen eingeführt.

Zuerst war es dazu notwendig die Modellbeschreibung in ein Konzept umzusetzen. So musste zum einen ein autonomer Stundenplan für die Informatikklasse erstellt werden. Ziel war es, Informatik als Pflichtgegenstand ohne zeitliche Mehrbelastung für die SchülerInnen einzuführen. Es sollte mit einer ersten Klasse (5. Schulstufe) begonnen und aufsteigend weitergeführt werden. Es galt zu überlegen welche Gegenstände zugunsten der Informatik gekürzt werden sollten und vieles mehr. Natürlich war klar, dass dies entsprechende Zeit brauchen würde. So wurde beschlossen ein „Grübel“-Wochenende dafür zu opfern. Der Lehrkörper ging einen Freitagnachmittag und einen ganzen Samstag in Klausur nach Schloss St. Martin. – Dieses „Grübeln“ ist seit damals Tradition und wird in unregelmäßigen Abständen mit bedarfsorientiertem Zeitaufwand durchgeführt. – Von den KollegInnen, die nicht teilnahmen, ließ sich der restliche Lehrkörper schriftlich die Bestätigung geben, dass die Ergebnisse von allen akzeptiert und umgesetzt werden. Das Ergebnis war sehr zufrieden stellend. Es wurde ein sehr gutes pädagogisches Gesamtkonzept ausgearbeitet.

Wesentlich mühsamer waren aber die Adaptierung des Computerraumes und die Wartung der Geräte. Jede Lehrerin/jeder Lehrer und hatte ein eigenes Sortiment an Disketten (!). Es gab keine Richtlinien bei der Verwendung bzw. auch keine bestimmte Ordnung bei deren Aufbe-wahrung. Sowohl die Geräte als auch die Disketten waren virenverseucht. Auch wenn die Viren zur damaligen Zeit fast alle harmlos waren, war ihr Auftreten doch störend und beeinträchtigte den Unterricht. Es dauerte nahezu drei Monate bis die Schule „virenfrei“ war.

Die Hauptaufgabe war es aber, die Ausstattung zu verbessern und die Anzahl der Geräte zu vergrößern.

Das EDV-Ferdinandeum war zwar zur Vorzeigeschule der Stadt Graz geworden, was den Ein-satz moderner Technologie im Unterricht betraf, doch gab es keinerlei Geldmittel um das Ange-bot zu verbessern. Daher war man ständig auf der Suche nach Sponsoren oder Firmen, die ihre Computerausstattung erneuerten und daher die Altgeräte entsorgten. Auf diese Art gelang es, die Anzahl der Geräte auf 15 zu erhöhen. Mehr Geräte fanden im Informatikraum nicht Platz. Allerdings konnten wir bereits sehr bald alle Geräte vernetzen und bereits im Schuljahr 1995/96 mit allen Geräten das Internet nutzen.

Zwei Entwicklungen machten den zweiten Computerraum unumgänglich. Zu einem „wagten“ sich immer mehr LehrerInnen in den Computerraum, um das neue Medium in ihrem Unterricht zu verwenden, zum anderen zeigte das Bemühen der LehrerInnen den gewünschten Erfolg. Die SchülerInnenzahlen schossen im wahrsten Sinn des Wortes in die Höhe. Im Schuljahr 2005/06 saßen 236 SchülerInnen in 9 Klassen. Bereits ab dem zweiten Jahr nach der Einführung der Informatik mussten wir von unserer Grundidee, jeweils eine EDV-Klasse und eine Regelklasse parallel zu führen, Abstand nehmen. Auch die Regelklasse hatte zu 50% InformatikschülerInnen, was die Stundenplanbauer vor gewaltige Probleme stellte. Seit dem dritten Jahr des Schulversuches führen wir ausschließlich Informatikklassen.

Der zweite Computerraum konnte erst mit der Generalsanierung des Gebäudes anlässlich der 400-Jahr-Feier der Schule im Jahr 2002 dazu gewonnen werden. Die Ausstattung musste die Schule selbst finanzieren. Dies geschah in drei Etappen durch den Verkauf der jährlichen Schulzeitung und von Schulheften mit schuleigenem Design.

Nach 417 Jahren verlies nun das EDV-Ferdinandeum seinen Standort am Färberplatz und übersiedelte mit Beginn des Schuljahres 2019/2020 nach St. Leonhard.

Dort ist das „Ferdinandeum“ jetzt als „DIGITAL Mittelschule“ die tragende Säule des „DIGITAL Campus“ der Stadt Graz, die zur modernsten Bildungsstadt Europas gemacht werden sollte. Eine deutlich verbesserte IT-Ausstattung ist zusammen mit dem „LEGO Education Innovation Studio (LEIS)“ die Basis für eine moderne, der Zeit angepassten digitalen Bildung für Ihre Kinder. Davon wird auch die (zukünftig) 12-klassige VS St. Leonhard am Standort profitieren.

Zusätzlich aufgewertet wurde der Standort durch eine Kooperation mit der Firma Microsoft. Die DIGITAL Mittelschule (EDV-Ferdinandeum) wurde als  eine von 17 Bildungseinrichtungen  weltweit (Stand 2019) in das „Flagship Schools Program“ aufgenommen .

Abgerundet wird der Campus durch ein „Future Learning Lab“, das zusammen mit der Pädagogischen Hochschule genutzt wird. Zukünftige LehrerInnen absolvieren im Rahmen ihrer Medien- und Informatikbildung Seminare und praktische Übungen am Standort .

Neben der technischen Ausstattung haben wir aber etwas , das seit über 400 Jahren am Färberplatz nicht vorhanden war – Platz! Damit verbunden kann die Schule auch eine Nachmittagsbetreuung (GTS) anbieten.